Doch die Wunderwolle hat Schattenseiten, von denen die meisten Verbraucher nichts wissen: In Australien, dem weltweit größten Produzenten, befallen Fliegenmaden die angezüchteten Hautfalten der Merinoschafe. Unbehandelt führt das zu einem langsamen Tod. Vorbeugen soll das sogenannte Mulesing, bei dem Lämmern Falten um den After großflächig weggeschnitten werden – zu oft noch ohne Betäubung.
ZDFzoom-Autorin Joanna Michna hat sich auf eine Reise um die Welt gemacht, um den Weg der Merinowolle nachzuverfolgen. Zunächst zum Ursprung der Wolle nach Australien. Sie hat mit Augenzeugen und Insidern gesprochen, mit Verfechtern des Mulesing und mit Farmern, die ihre Tiere durch alternative Methoden zu schützen versuchen, mit Tiermedizinern, die mit Schmerzmitteln das Leiden der Lämmer mindern wollen und langfristige Lösungen in der Züchtung glatterer Schafe suchen.
Dann geht es nach China, wo 75 Prozent der Merinowolle weiterverarbeitet wird. Hier wird die Merinowolle gereinigt, gewaschen und zu feinen Garnen gesponnen. Merinowolle, die von geschundenen Schafen stammt und solche, die unter tierwürdigen Bedingungen gewonnen wurde. Wenn nicht penibel darauf geachtet wird, kann sich die "gute" Wolle auf dem Weg durch die vielen Stationen der Produktionskette schnell verlieren.
ZDFzoom fragt aber auch bei deutschen Marken und Kaufhäusern nach, wie man als Verbraucher herausfinden kann, ob die Merinowolle im Lieblings-Pullover von artgerecht gehaltenen Schafen kommt. Haben Sie Ihre Lieferketten im Griff? Kann man überhaupt Nachverfolgbarkeit garantieren, auf dem oft langen Weg, den die Wolle bis in den deutschen Handel zurücklegt?