Zunächst die gute Nachricht: Die Terrororganisation ‘Islamischer Staat’ ist auf dem Rückzug. Das Kalifat, das die Terrororganisation errichten wollte, wird es nicht geben. Die schlechte Nachricht: Die Niederlagen des IS sind nicht das Ende des IS. Die selbsternannten Gotteskrieger haben inzwischen eine neue Phase ihrer Kriegsführung gegen den Westen begonnen. Im Westen. Gleichzeitig befinden sich von den 1050 nach Syrien ausgezogenen Deutschen noch geschätzt 500 in kurdischen Lagern. Die meisten wollen nur eins: zurück nach Deutschland.
Ihr Wunsch nach Rückkehr stellt Bundesregierung und Sicherheitsbehörden vor große Herausforderungen – niemand weiß, mit welcher Motivation die Dschihadisten zurückkehren, ob als Besiegte mit Krieg und Terror im Gepäck oder als Geläuterte in der Hoffnung auf eine zweite Chance, ein neues Leben in der Heimat. Die Bundesregierung zögert, auch nach Monaten gibt es keinen „Fahrplan“, wie mit den rückkehrwilligen Dschihadisten verfahren werden soll.
Zeitgleich wird in Deutschland ein Netzwerk von Beratungsstellen, Sicherheitsbehörden, Psychologen und Traumatologen aufgebaut, dass die Rückkehrer analysieren, überwachen, resozialisieren soll. Doch kann das Netzwerk die ehemaligen Dschihadisten, viele jahrelang mit Propaganda indoktriniert und durch den Krieg traumatisiert und verroht, im Ernstfall wirklich auffangen, die Gefahr durch sie neutralisieren? Die Dokumentation fordert Antworten ein – unter anderem vom Kompetenzzentrum für Deradikalisierung des bayerischen Landeskriminalamts, der Polizeigewerkschaft, dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge und fragt auch, welchen Beitrag die muslimischen Gemeinden leisten können und wollen.
Währenddessen kämpfen Verwandte der Dschihadisten um ihre „verlorenen Kinder“. Auch vor Gericht: Am 19. Juni 2019 geht bei dem Verwaltungsgericht Berlin die erste Klageschrift ein – „Gerhard gegen die Bundesrepublik Deutschland“. Der Kläger ist ein Vater, der 2014 zwei Söhne an das islamische Kalifat verloren hat. Heute befindet sich einer der Söhne in einem kurdischen Gefängnis, vom zweiten fehlt jede Spur. Der Vorwurf des Vaters an die Bundesregierung: Mitschuld durch Untätigkeit.
Eine Dokumentation über die Rückkehr ehemaliger IS-Kämpfer nach Deutschland.